Prominenz im Montafon vor 100 Jahren

Prominenz im Montafon vor 100 Jahren

© Montafoner Museen

Die Gastwirtschaft „Junkerboden“ in Tschagguns stand im frühen 20. Jahrhundert hoch im Kurs. Das Thema der Freizeitwohnsitze von wohlhabenden Gästen war schon damals Thema im Tal. 

Die Gastwirtschaft „Junkerboden“ in Tschagguns stand im frühen 20. Jahrhundert hoch im Kurs. Das Thema der Freizeitwohnsitze von wohlhabenden Gästen war schon damals Thema im Tal. Am 16. September 1909 wird dazu in der Zeitung „Der Tiroler“ berichtet:

„In letzter Zeit wurde die Sommerwirtschaft ‚Junkersboden‘ in Tschagguns von Freiherrn von Ram, welcher sich zur Zeit mit seiner Frau hier in Schruns in Sommerfrische befindet, käuflich erworben. Herr Ram und seine Frau sind aus Utrecht in Holland und werden nun diese Wirtschaft zur Privatvilla umgestalten. Der Eingang dieser Wirtschaft wird hier allgemein bedauert, denn die Lage derselben ist […] wohl eine der schönsten unseres Tales Montafon und wurde von Kurgästen, wie auch von einheimischen Leuten zu schönen Ausflügen und Spaziergängen fleißig benützt.“

Gastwirtschaft "Junkerboden"

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erwarb Dr. Karl Freiherr von Skoda, der Inhaber der Skodawerke in Pilsen und damit Hauptwaffenproduzent der k.k. Armee das Anwesen (Anzeiger 29.3.1919). Dieser Besitzübergang wurde im Vorarlberger Volksblatt kurz darauf mit folgendem Appell ergänzt:

„Freiherr Karl von Skoda aus Pilsen hat den Ansitz Junkersboden gekauft. Jetzt wird erzählt, der neue Besitzer wolle zu diesem Ansitze noch Bauerngüter ankaufen und so sich einen größeren Grundbesitz sichern. Wir wissen nicht, inwieweit das Gerede der Leute der Wahrheit entspricht, warnen aber vor dem Verkauf von bäuerlichem Grundbesitz in die Hände von Nichtbauern. Kein Fuß breit Boden soll dem Zwecke, der Volksernährung dienstbar zu sein, entfremdet werden. Gerade in Tschagguns ist ja schon eine Anzahl von Maiensäßen in die Hände Fremder übergegangen. Wo früher 50 bis 60 Kühe weideten, weiden jetzt noch 8 bis 10. Also Achtung, Montafoner Bauer, und schütze die Bauerngüter!“ (VV 6.4.1919)

Wenige Wochen später besuchte Skoda persönlich sein neues Eigentum. Der Bericht im Volksblatt fiel im Gegensatz zu den schroffen Worten im April nunmehr deutlich wohlwollender aus:

„Gestern [4. Juni] ist Herr Dr. Karl Skoda hier eingetroffen und im Hotel ‚Löwen‘ abgestiegen, um sein erworbenes Landhaus (Junkerboden) in Tschagguns zu besichtigen. Sowohl sein neues Heim, als auch die ganze Gegend gefielen ihm sehr gut und er widmete durch seinen Sekretär für die Armen in Schruns und Tschagguns je 3000 Kr., in Vandans 1000 Kr., den Herren Dekan, bezw. Pfarrer in Schruns und Tschagguns für Kirche je 500 Kr., sowie dem Verschönerungsverein in Schruns 300 Kr. Dieser Beweis von Nächstenliebe wird dem neuen Gast einen angenehmen Aufenthalt und allseitigen Dank der ganzen Bevölkerung sichern.“ (VV 7.6.1919)

Es ist anzunehmen, dass Skoda sich im Falle eines Anschlusses Vorarlbergs an die Eidgenossenschaft einen Wohnsitz in der Schweiz sichern wollte. Ähnlich verhielt es sich im Übrigen auch mit einem Bauernhof in Partenen, den der damalige Staatskanzler Dr. Karl Renner kurzfristig erwarb. Das weitere Schicksal des Anwesens am Junkerboden konnte bis dato nicht näher verfolgt werden.

06.02.2018